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CBS International Business School, 8 April 2021

Immobilien Krise: Corona & die Auswirkungen auf die Branche – Simone Kollmann Göbels im Interview

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Niemand hätte das vorhersagen können. Nicht die Ökonomen, und nicht die Immobilienmakler. Aber der Immobilienmarkt wurde von der COVID-19-Krise stark betroffen. Jetzt, ein Jahr nach der Covid 19-Krise, werden die aktuellen Bedingungen auf dem deutschen Immobilienmarkt wie steigende Preise, niedrige Zinsen und hohe Nachfrage in den Medien mehr denn je diskutiert und es wird immer mehr darüber spekuliert, ob sich in Deutschland eine Immobilienblase entwickeln wird.

Wir haben Simone Kollmann Göbels, Dozentin an der CBS und Senior Vice President Procurement & Real Estate bei der Ströer SE & Co. KGaA interviewt, über die Herausforderungen und die aktuelle Situation auf dem deutschen Immobilienmarkt, die größten Chancen, die Trends für die Immobilienbranche, Eigenschaften, die ein Studierender in der Immobilienbranche mitbringen sollte, und Berufsaussichten.

Was sehen Sie in der momentanen Situation als die größte Herausforderung in der Immobilienbranche an?

Die Corona-Krise hält uns alle auf Trab und sorgt in der Wirtschaft und bei Unternehmern für viel Wirbel und Unsicherheit. Auch zeigt sich, dass die einzelnen Immobiliensegmente unterschiedlich von der Corona Krise betroffen sind. Hervorzuheben ist hier sicherlich die Logistikbranche, die im Gegensatz zur Gastronomie, der Hotellerie und dem Einzelhandel sogar von der Krise profitiert hat.

In der Immobilienbranche wird derzeit spekuliert, welche Herausforderungen die Corona-Pandemie mit sich bringt – insbesondere die Thematiken von New Work / Zukünftige Arbeitswelten (Corona verstärkt die Bedeutung des Zuhauses) und deren Implikationen sind im Fokus. Im Rahmen dessen beschäftigen wir uns aus Unternehmenssicht mit neuen Arbeitsplatzkonzepten und der Veränderung des Bedarfs an Mietflächen. Aufgrund meiner Profession verfolge ich insbesondere die Entwicklungen der Gewerbeimmobilien und lese aufmerksam u.a. die neusten Trendreports der großen Maklerhäuser sowie einschlägige Fachmagazine. Hier ist erkennbar, dass der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe leicht sinkt leicht und Corona die Spitzenmieten im Einzelhandel sinken lässt. Natürlich spielt die Bevölkerungsentwicklung und, Geschäftslage eine klare Rolle. Eine klare Strategie aus Unternehmenssicht ist im Moment aber schwer zu entwickeln.

Was sehen Sie als die größte Chance?

Wir müssen die aktuellen Unsicherheiten hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in der Immobilienbranche als Chance nutzen. Insbesondere das niedrige Zinsniveau dient als Indikator für Immobilieninvestments. Aus Unternehmenssicht bietet die aktuelle Situation die Möglichkeit die Bürowelten zu überarbeiten und eine moderne Infrastruktur im Sinne von New Work zu schaffen – auch im Rahmen von Nachhaltigkeit, Agilität und Digitalisierung. Wir werden in diesem Zusammenhang nicht nur unsere Prozesse, sondern auch unsere Bürostandorte hinterfragen und optimieren.

Inwieweit wird das Thema Nachhaltigkeit im Immobilienbereich behandelt?

Das Thema Nachhaltigkeit inkl. neuer Technologie gewinnt vermehrt an Bedeutung. Aus diesem Grund legen wir in unserer Grundlagenvorlesung an der CBS auch einen Schwerpunkt auf dieses Thema und lassen die verschiedenen Aspekte im Lebenszyklus einer Immobilie mit einfließen. Der Ressourcenverbrauch im Immobilienbereich ist enorm, daher liegen hier auch viele Potenziale. Die Gesetzeslage und somit Vorgaben im Immobilienbereich passen sich ebenfalls den neuen Gegebenheiten an (Stichwort Gebäudeenergiegesetz). Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass Sanierungen und Modernisierungen von Immobilien einen weiteren Boom erleben werden. Im Neubaubereich werden wir vermehrt nachhaltige Gebäude sehen – auch als Green Building bekannt.

Wir hatten im letzten Semester einige interessante Speaker bei uns, können Sie einen Ausblick geben auf die kommenden Veranstaltungen?

Natürlich versuche ich, dass die kommenden Vorlesungen genauso interessant werden und habe bereits hochkarätige Repräsentanten angefragt. Die Kollegen kommen aus dem Maklerbereich, dem Baugewerbe, Technologie und Nachhaltigkeit. Meine drei Kollegen aus dem Immobilienbereich bei STRÖER Michael Pelzer, Britta Peters und Markus Connemann werden ebenfalls wieder präsent sein.

Welche Eigenschaften sollte ein Studierender in der Immobilienbranche mitbringen?

Die wichtigste Eigenschaft ist Neugierde, Offenheit und Prozessverständnis. Grundsätzlich ist eine Affinität zu Immobilien und Interesse der Immobilie als Wirtschaftsgut in seinen verschiedenen Ausprägungen hilfreich. Natürlich kann eine solche Frage nicht pauschal beantwortet werden, sondern hängt von der späteren Spezialisierung im Berufsumfeld ab – vom Architekten, Makler oder auch Tätigkeit in der Verwaltung ist alles möglich und setzt verschiedene Eigenschaft voraus. Allem gemein ist jedoch die Freude an Zahlen, ein hoher Dienstleistungsgedanke, wirtschaftliches und prozessuales Denken wichtig.

In welchen Bereichen können die Studierenden mit einem Immobilienmakler Bachelorabschluss arbeiten? Was sind die Immobilienwirtschaft Berufe/Jobs Aussichten?

Die Studierenden haben zahlreiche Möglichkeiten nach dem Studium. Neben Verwaltungstätigkeiten, z.B. in einem Immobilien- oder Real Estate Bereich eines Unternehmens gibt es weitere Möglichkeiten in der Baubranche oder auch im Architektenbereich. Natürlich kann auch als Makler/in gearbeitet werden.

Was sind die Immobilien Trends, die die Studierenden im Blick behalten sollten?

Diese 6 Trends sollten die Studierenden im Blick behalten:

  • Nachhaltigkeit

  • Smart Building

  • Internet of Things

  • Urbanisierung

  • New Work

  • Digitalisierung

Wie haben Sie zu Ihrer jetzigen Position gefunden?

Ich habe nach meinem BWL Studium in Köln und London zunächst 6 Jahre für die REWE Group gearbeitet, zuletzt in der Internen Revision. Zu STRÖER bin ich gewechselt, um dort diese Abteilung der Internen Revision aufzubauen. Das wurde erfolgreich umgesetzt; zwischenzeitlich habe ich für den Gründer und Co im Projektmanagement gearbeitet und Ende 2014 den Bereich Einkauf übernommen. Anfang 2016 wurde mir der Immobilienbereich zusätzlich übertragen, weitere Bereiche kamen dazu, sodass ich heute neben o.g. Bereichen auch den Fuhrpark, Versicherungsbereich und Reisemanagement verantworte - ein bunter Blumenstrauß an Themen.

Was ist Ihre persönliche Mission? Welche Ziele streben Sie an?

Mutig zu sein und sich weiter noch mehr zuzutrauen. Persönlich habe ich immer versucht in große Schuhe zu treten, die manchmal vielleicht zu groß gewirkt haben. Themen aktiv zu gestalten, Prozesse zu optimieren und es sich selbst zu beweisen, ist meine persönliche intrinsische Motivation. Das Ziel einer Dozententätigkeit habe ich seit letztem Semester umgesetzt – ehrlicherweise aus der Not geboren, da ich mit Fr. Prof. Fröhlich über den Nachwuchsmangel im Immobilienbereich gesprochen hatte. Aus dieser Notsituation ist die Idee entstanden, dass wir gemeinsam einen Studiengang entwickeln. Ich bin sehr froh, dass der erste Durchlauf so positiv angenommen wurde und freue mich bereits auf das nächste Semester.

Mein Motto: Ich habe nicht durch meine Erfolge gelernt, sondern insbesondere durch meine Fehler. Umso wichtiger ist es, dass ein Unternehmen eine Fehlerkultur hat, aber man auch persönlich mit Fehlern umgehen kann, welches eine gewissen Selbstreflektion voraussetzt. Im Rahmen dessen ist es extrem wichtig, Vertrauenspersonen /Mentoren zu haben, mit welchen ich in diesen Zeiten bzw. zu diesen sensiblen Themen sprechen kann. Aus diesem Grund bin ich bei IWIL (Initiative Women into Leadership) im Matching Komitee engagiert. Mein persönliches nächstes Ziel ist ein Aufsichtsratsmandat.

Was können Sie Studierenden auf Ihrer Suche nach der persönlichen Berufung mit auf den Weg geben?

Seid neugierig, habt Mut und geht euren Weg. Ich rate schon zu früh zu Praktika, um die gelernte Theorie mit der Praxis verbinden zu können. Nutzt die Zeit in den Vorlesungen und löchert die Dozenten, die aus der Praxis kommen, mit Fragen. Knüpft Netzwerke und probiert euch aus. Auch wenn die Schuhe manchmal zu groß erscheinen – traut euch. Seid ehrlich zu euch selbst und hinterfragt euch: was macht euch Spaß, wo liegen eure Stärken/Schwächen. Was motiviert euch?

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