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Aktuelle Forschungsprojekte: INDAIRPOLLNET

INDoor AIR POLLution NETwork (INDAIRPOLLNET)

Im Jahr 2012 sind laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 7 Millionen Menschen an den Folgen von Luftverschmutzung gestorben. Die WHO-Abteilung für öffentliche Gesundheit und Umwelt stuft in diesem Zusammenhang Luftverschmutzung als größte umweltbedingte Gesundheitsgefahr ein. Etwa 50 % der Todesfälle wurden auf Innenraumluftschadstoffe zurückgeführt. Die WHO-Studie verdeutlicht auch, dass die Nutzer von Innenräumen Substanzen oder Substanzgemischen ausgesetzt sind, die spezifisch auf Innenraumquellen zurückzuführen sind (z. B. Emissionen aus der Hydrolyse von Bauprodukten, Einwirkung des indirekten Passivrauchens). Das Vorhandensein vieler Spurenstoffe ist weitgehend unabhängig von der Infiltration typischer Außenluftbelastungen, da physikochemische Prozesse diese Stoffe in situ freisetzen. Daher ist ein besseres Verständnis der Innenraumluftchemie und deren Relation zu Parametern der Gebäudegestaltung sowie der Gebäudeausstattung unabdingbar zur Verbesserung der Planung zukünftiger Gebäude und deren Wartung und Instandhaltung.

Trotz der speziellen Charakteristika von Innenraumluftverunreinigungen sind die grundlegenden Konzepte zur Bewertung von Luftqualität innen und außen identisch. Zu diesen Konzepten gehören die definierte Probenahme und Analytik von Luftschadstoffen, die Identifizierung und Charakterisierung von Quellen, die Beschreibung von Transformations- und Transportprozessen unter Verwendung numerischer Modelle und die Implementierung von Maßnahmen zur Luftqualitätsverbesserung. Daher sollte die Entwicklung internationaler Standards der Luftreinhaltung – sowohl innen als auch außen – eine gemeinsame Basis haben. Generell erfordert eine effiziente Luftreinhaltepolitik Maßnahmen auf internationaler Ebene.

Zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftschadstoffe erarbeitete die Europäische Union mit den Luftqualitätsrichtlinien eine umfassende Gesetzgebung. Grenzwerte für luftgetragene Partikel, Stickstoffdioxid, Schwermetalle, persistente organische Schadstoffe, sowie weitere Schadstoffe, die in der gesamten EU nicht überschritten werden dürfen, finden sich in den Richtlinien 2008/50/EC und 2004/107/EC. Die Richtlinie 2001/81/EC enthält nationale Emissionshöchstmengen für Schwefeldioxid, Stickoxide, Ammoniak sowie flüchtige organische Verbindungen mit Ausnahme von Methan.

Erkenntnisse aus dem Forschungsgebiet der Atmosphärenwissenschaften trugen maßgeblich zur Etablierung der heutigen Luftreinhaltepolitik bei. Regulatorischer Druck und Forschungsförderung stimulierten wiederum den wissenschaftlichen Fortschritt. International standardisierte Referenzmessverfahren für Luftschadstoffe, etablierte Luftmessnetze sowie Luftqualitätsprognosemodelle zeugen heute vom Erfolg der Atmosphärenwissenschaften. Das Vorkommen von Schadstoffen in unserer Atemluft und der Zusammenhang mit Gesundheitsaspekten und dem Klimawandel sind nach wie vor Gegenstand aktueller Forschung.

Die Atmosphärenwissenschaft kann sowohl Vorbild als auch Unterstützer der Forschung auf dem Gebiet der Innenraumluftuntersuchungen sein. Innenraumluftqualität ist, wie die Außenluftqualität, abhängig von dynamischen Prozessen, bei denen chemische Reaktionen eine wesentliche Rolle spielen: Primär emittierte Schadstoffe werden in chemischen Reaktionen zu Sekundärschadstoffen umgesetzt.

Über viele Jahrzehnte führte der geringe regulatorische Druck im Bereich der Innenraumluftuntersuchung zu eingeschränktem Zugang zur Forschungsförderung. Daher mangelt es heutzutage immer noch an präventiven Maßnahmen, um der Schadstoffproblematik in Innenräumen, die keinen arbeitsschutzrechtlichen Kontrollen unterliegen, zu begegnen.

INDAIRPOLLNET (INDoor AIR POLLution NETwork) wird unser Verständnis der Ursache für hohe Konzentrationen von Luftschadstoffen in Innenräumen verbessern. Das Projekt zielt darauf ab, den Bereich der Luftreinhaltung in Innenräumen erheblich voranzutreiben, zukünftige Forschungsbereiche hervorzuheben und geeignete Minderungsstrategien zur Optimierung der Raumluftqualität zu ermitteln. Die Ergebnisse werden an relevante Stakeholder wie Architekten, Bauingenieure und Messinstrumentenhersteller weitergegeben.