Als Methode für die Softwareentwicklung konzipiert, gilt das agile Projektmanagement heute als radikaler Gegenentwurf zur klassischen Projektsteuerung. Seine Stärke zieht es aus unterschiedlichen Prozesse wie Scrum oder Kanban, mithilfe dessen dynamisch und flexibel auf Veränderungen reagiert werden kann. Im Rahmen eines Gastvortrags am CBS Campus referierte Frank Gärtner, Associate Partner bei ARKADIA Management Consultants GmbH, nun darüber, welche Herausforderungen agilen Teams in der Unternehmenspraxis begegnen.
Vom Großkonzern zum Start-up – in seiner 20-jährigen Erfahrung als Management Consultant hat Frank Gärtner Einblick in verschiedenste Arbeitsumfelder erhalten und eine große Expertise im agilen Projektmanagement gewonnen. „Viele meiner Kunden wünschen sich eine agile Transformation, aber unterschätzen ihre Hürden in der Umsetzung: Agile Teams nutzen ein ganz anderes Mind- und Methodenset als nicht-agile Teams. Der Transformationsprozess wird dadurch konfliktreich, beschwerlich und trotzdem unabdingbar – die Zukunft des Projektmanagement liegt in der Agilität“, so Frank Gärtner.
Zusammenprall zweier Welten: Klassisches vs. agiles Projektmanagement
Wie ein gallisches Dorf im Konzern stünden agile Teams heute vor der Herausforderung, ihre Prinzipien in einer durch Top-Down-Entscheidungswege geprägten Welt zu verteidigen. Die Struktur und die Prozesse klassischer Unternehmen stellten dabei die größten Hürde dar: Als „Monolithen“ würden sie gewachsene Systeme aufweisen, die unproduktiv und wenig kundenzentriert wären. Als Beispiel nannte Frank Gärtner den Prozess einer Produktzulassung, der alle Stationen innerhalb des Unternehmens durchlaufen müsse und für die Zertifizierung, Prüfung und Zulassung von Produkten üblicherweise ein Jahr benötigen würde. Agiles Projektmanagement sei unter diesen Bedingungen nur schwer möglich.
Auch wenn agile Teams in Units fernab des Mutterkonzerns arbeiteten, würde zumindest eine Systemabhängigkeit immer bestehen bleiben: die Budgetplanung. Das Prinzip, feste Budgets zu verteilen, wäre typisch für das klassische Projektmanagement, welches großen Wert auf eine exakte Planumsetzung legen würde. Agiles Projektmanagement setze hingegen auf Veränderbarkeit, in der Zwischenergebnisse in kurzen Zyklen erbracht, mit dem Kunden diskutiert und anschließend der Verlauf für das nächste Planungsintervall festgelegt würde.
„Trotz dieser Hürden ist agiles Projektmanagement die Chance für Unternehmen. In einem Auftrag für eine Bank sollte beispielsweise eine App entwickelt werden, mit der der Kunde nicht länger als sieben Minuten für eine Kontoeröffnung benötigt“, so Frank Gärtner. „Den CBS-Studierenden kann ich die Arbeit in agilen Teams nur empfehlen: Innerhalb kürzester Zeit können sie Kompetenzen in verschiedenen Disziplinen erwerben und lernen, effizient im dynamischen Umfeld zu agieren.“
Foto: Herr Gärtner (Mitte) mit Präsidentin Prof. Dr. Elisabeth Fröhlich und Dr. Ulrich Anders